Zur Geschichte des Vereins

Der Beginn der Aktivitäten lässt sich zurückverfolgen auf das Jahr 1970. Es war die Zeit aufkeimender sozialer Reformen und Experimente in Deutschland, als eine Gruppe engagierter junger Hochschulangehöriger den Verein zur Förderung der psychologischen Beratungstätigkeit mit Sitz im Bahnhofsviertel in Münster startet. Aufgrund der pluralen, nicht konfessionell gebundenen Grundhaltung der Vereinsgründer lag die Mitgliedschaft im Paritätischen Wohlfahrtsverband nahe. Das sozialpolitische Engagement der Gründergeneration richtet sich vor allem auf die Erreichbarkeit und Nutzbarkeit psychologischer Beratung für die sozial Benachteiligten und Unterrepräsentierten der Gesellschaft.

 

Die fachliche Diskussion der 70er Jahre führte zu einer bedarfsgerechten Weiterentwicklung von Erziehungsberatung und einem stärker regionalisierten Arbeitskonzept: Stärkung präventiver Angebote, Entwicklung einer "Geh-Struktur" im Rahmen eines stadtteilbezogenen Ansatzes. Als Ergebnis dieser Prozesse wurden die Aktivitäten des Vereins - in Abstimmung mit der Jugendhilfeplanung des kommunalen Jugendamtes - in das Südviertel verlegt. Im August 1975 konnte die "Psychologische Beratungsstelle für Schul- und Erziehungsfragen" die Räume in der Friedrich-Ebert-Str. 114 beziehen.

 


Die Umsetzung des regionalisierten Arbeitskonzeptes führte zu einer stärkeren Vernetzung der Beratungsstelle mit den "Alltagsorten von Kindern" (Kindertageseinrichtungen und Schulen) sowie anderen Einrichtungen und sozialen Diensten im Südviertel. Die bewusste Einbettung in die Jugendhilfelandschaft des Viertels wurde in besonderer Weise durch Prof. Dr. Dieter Sengling unterstützt, der ab 1981 den 1. Vorsitz im Trägerverein übernahm. Schon als Jugendamtsleiter hatte er 1970 die Gründung des Vereins unterstützt. Als Erziehungswissenschaftler der Universität Münster und ehrenamtlicher Vorsitzender des Paritätischen Landesverbandes, später auch des Bundesverbandes, konnte er immer wieder mit Impulsen aus diesen Bereichen die konzeptionelle Weiterentwicklung unserer Arbeit beleben.

 

Die veränderten Arbeitsschwerpunkte der Erziehungsberatungsstelle im Rahmen eines regionalisierten Konzeptes führten 1981 zur Umbenennung der Stelle in Beratungsstelle Südviertel für Kinder, Jugendliche und Erwachsene.

Als zentrales Steuerungsinstrument für die stadtteilbezogene Arbeit verstehen und nutzen wir seit 1976 den Arbeitskreis Südviertel. Im Verbund der beteiligten Einrichtungen und Dienste im Südviertel wirkt dieser Arbeitskreis als Seismograf für die Bedarfe von Kindern, Jugendlichen und Familien im Südviertel. Aus diesem Zusammenhang wurde 1981 die Heilpädagogische Kindergruppe, in der intensive erzieherische Hilfen für Kinder im Grundschulalter durchgeführt werden, der Beratungsstelle angegliedert. Im Jahr 2001 wurde das Kooperationsmodell Schule-Jugendhilfe im Südviertel entwickelt. Als ein Baustein wird seit dieser Zeit die Pro B Klasse zur Re-Integration von Schülerinnen und Schülern der Mittelstufe der Hauptschulen gemeinsam mit der Geistschule am Lernort Lorenz Süd durchgeführt. Nach 32 Jahren in der Friedrich-Ebert-Str. 114 bezog unsere Beratungsstelle im Jahr 2007 neue Räume "gegenüber" in der Friedrich-Ebert-Str. 125. Im Jahr 2016 wurde die Heilpädagogische Kindergruppe umbenannt in "Heilpädagogische Tagesgruppe im Südviertel".

 

Heute ist die Beratungsstelle im Verbund der Jugend- und Erziehungshilfelandschaft unserer Stadt eine feste und anerkannte Größe, oft Impulsgeberin und Motor für Weiterentwicklung und Veränderung.Nach wie vor ist es unser Anspruch, Beratungshilfen für Kinder, Jugendliche und Familien aus allen Bevölkerungsschichten leicht erreichbar und flexibel zur Verfügung zu stellen und sie immer wieder den veränderten Bedarfslagen und Aufträgen der Menschen anzupassen.